Warum Literaturgespräche?
Ich habe die Literaturgespräche in der Stadtbibliothek von Reinickendorf-Ost 2013 ins Leben gerufen, weil ich keinen geeigneten Literaturkreis fand.
Die Teilnehmenden
Wir sind eine offene Gruppe von 22 Frauen und Männern und treffen uns jeden 2. Montag im Monat um 10 Uhr bzw. 15 Uhr in der Stadtbibliothek, um einen Roman zu besprechen. Die Teilnehmenden mailen mir ihre Buchvorschläge und einmal im Jahr stelle ich eine Literaturliste zusammen, ohne die Vorschlagenden zu benennen.
Es gibt keine objektiven Kriterien für einen „guten“ oder „schlechten“ Roman. Romane appellieren an die Gefühle der Lesenden und die reagieren individuell aufgrund ihres soziokulturellen Hintergrundes. Diese subjektiven Einschätzungen lassen sich nicht objektivieren.
Literaturkritiker machen den Wert eines Romans häufig davon abhängig, ob er mit früheren wichtigen Werken der Literaturgeschichte verglichen werden kann. Diesen Aspekt finde ich zu kurz gegriffen.
Die Gruppe der Teilnehmenden ist heterogen. Alle Bildungsabschlüsse sind vertreten. Die Diskussionen sind lebhaft, alle hören zu, jede Meinung wird toleriert. Nach der Besprechung überprüfen viele ihre erste Einschätzung und relativieren oder korrigieren sie häufig.
Die meisten sind langjährig dabei. Der Literaturgeschmack der Teilnehmenden hat sich im Laufe der Jahre entwickelt und verändert.
Motivation der Teilnehmenden
Der Mensch durchläuft in seinem Leben viele geistige und mentale Entwicklungsstufen. Bei Menschen, die sich ihre kindliche Neugier und Wissbegierde bewahren, gibt es keine Endstufe. Romane und das damit verbundene Lesefutter nähren diese Menschen. „Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.“
Dieses Zitat von Carl Hilty beschreibt am besten die Bedeutung von Lesekreisen. Die Teilnehmenden wollen sich austauschen und persönlich wachsen. Sie wünschen sich eine Horizonterweiterung in geselliger Runde.
Im Lesekreis werden die eigenen Eindrücke mit denen der anderen verglichen. Es werden auch Themen auf die eigene Lebenswirklichkeit projiziert. Ein Buch soll Fragen aufwerfen und zum Nachdenken anregen.
Welche Romane lesen wir?
Unseren Anspruch an einen Roman hat schon Plinius formuliert: „prodesse et delectare!“. Er soll nutzen und erfreuen. Gelehrte bezeichnen Romane häufig abwertend als Unterhaltungsliteratur.
Die Teilnehmenden möchten mehr über das eigene Leben und die gesellschaftlichen Rollen erfahren. Romane erzählen vom alltäglichen Leben, von unserer Welt, unserem Versuch, dem Leben einen Sinn zu geben. Sie bieten Zuflucht.
AKTUELLES
Ab Dezember 2021 findet unser Literaturkreis jeden 2. Montag im Monat um 10 und um 15 Uhr wieder in der Bibliothek statt.